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Leserbriefe

Leserbrief im Wochenend Anzeiger* Seite 2 vom 29. Juni 2012

Leserbrief zu »Franz Alt spricht auf der energiewende!-Messe«, Wochenend Anzeiger vom 22. Juni 2012

Die Sonne schickt doch eine Rechnung!
In diesem Artikel heißt es unter anderem: »Sonne und Wind schicken keine Rechnung«. Es ist erschreckend, mit welcher Dreistigkeit die Protagonisten der Photovoltaik immer wieder versuchen, die Öffentlichkeit durch unvollständige Meldungen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Auf der Basis der von den in Deutschland tätigen Netzbetreibern 50hertz, amprion, EnBw und Tennet in »Transparency in Energy Markets« veröffentlichten Daten ergibt sich zum Beispiel für den 25. Juni 2012, ein Tag, an dem vom IWR-Direktor Norbert Allnoch sogar von einer Art »Solar-Weltrekord« gesprochen wurde, bei näherer
Betrachtung folgendes Bild:
Die Sonne begann erst, um 5.30 Uhr merklich zu scheinen. Bis 6.30 Uhr, also in der ersten Stunde, waren von den vorhandenen Photovoltaikanlagen (PVA) 1357 Megawatt (MW) der installierten Leistung am Netz, wodurch in dieser ersten Stunde 1,36 Millionen kWh bereitgestellt wurden. Im Laufe des Vormittags nahm diese Leistung zu, sodass zum Beispiel von 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr 13706 MW am Netz waren und somit in dieser Stunde 13,7 Millionen kWh zur Verfügung gestellt wurden.

In der Zeit von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr wurde der maximale Wert von 22152 MW erreicht, sodass 22,2 Millionen kWh bereitgestellt wurden. Danach nahm die Leistung am Netz wieder kontinuierlich ab. Zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr erreichte sie den zuletzt angegebenen Wert von 708 MW, das heißt, es wurden nur noch 0,71 Millionen kWh bereitgestellt und danach bis zum anderen Morgen nichts mehr.
Insgesamt wurden an diesem Tag 0,189 Milliarden kWh durch PVA bereitgestellt. Von 20 Großkraftwerken wären an einem Tag circa 0,48 Mrd. kWh erzeugt worden, das heißt, die 2,5-fache Menge.
Auf der Basis einer durchschnittlichen Einspeisevergütung von circa 0,35 Euro pro kWh kostet dieser sogenannte »Solar-Weltrekord« den Stromverbrauchern an diesem einen Tag 65,1 Millionen Euro. Wären diese 0,189 Milliarden kWh durch Großkraftwerke (GKW) bereitgestellt worden, so wären den Stromverbrauchern nur Kosten in Höhe von circa 5,8 Millionen Euro entstanden.
Die Sonne hat mit ihrem sogenannten »Solar-Weltrekord« somit bewirkt, dass den Stromverbrauchern für diesen einen Tag eine um einen Faktor von 11 höhere Rechnung beschert wird, als sie auf der Basis der Stromerzeugung durch Großkraftwerke den Stromverbrauchern ausgestellt worden wäre. Diese Gegenüberstellung der Aufwendungen verdeutlicht den Profit der PVA-Protagonisten zulasten der Stromverbraucher und die Absurdität des Satzes »Die Sonne schickt keine Rechnung«.
 
Dr. rer. nat. 
Rudolf Adolf Dietrich
Hohnstorf/Elbe




Leserbrief im Wochenend Anzeiger* Seite 10 vom 6. Juli 2012

Leserbrief zum Leserbrief von Herrn Dietrich aus dem Wochenend Anzeiger vom 29. Juni 2012

Herr Dietrich nennt die »Protagonisten der Photovoltaik« dreist. In seiner Entgegnung zu Franz Alt operiert er mit Zahlen, die belegen sollen, dass der »gute alte« Kraftwerkstrom (Atom und Kohle) elf Mal billiger ist als Sonnenstrom.

Die von ihm benutzten Zahlen sind allerdings nicht nachvollziehbar beziehungsweise nur vordergründig richtig. Während er für Sonnenstrom im Schnitt 35 Cent Vergütung pro KWh anrechnet, kommt er beim Kraftwerkstrom auf drei Cent. Dabei verschweigt Herr Dietrich die beim Kraftwerkstrom anfallenden Folgekosten in Form von Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschäden, wie auch die Endlagerkosten. Diese werden aber nicht auf den Strompreis aufgeschlagen, sondern von der Allgemeinheit getragen. Auch sind im Kraftwerkstrompreis die staatlichen Subventionen bei der Forschung und Versicherung nicht eingerechnet. Laut PROGNOS beträgt der wahre Preis für Atomstrom circa zwei Euro pro KWh. Andere Quellen belegen, dass Kohlestrom drei Mal so teuer sein müsste wie er aktuell ist. Die Folgekosten von Sonnenstrom sind minimal (sie entstehen nur bei der Fertigung der Module).

»Die Sonne schickt keine Rechnung!« Dieser Slogan bleibt auch trotz des Leserbriefs von Herrn Dietrich richtig. Man muss allerdings eine Anlage hinstellen, die die Strahlung einfängt.
Herr Dietrich unterschlägt auch, dass sich auf Grund der Verbilligung der Solarmodule aktuell die Kosten von Sonnenstrom dem von Wind und Kohlestrom fast angeglichen haben und diesen in wenigen Jahren unterbieten.

Wie dreist ist es, sich für eine Stromversorgung auszusprechen, die die Gesundheit der Menschen und die Umwelt achtet?

Klaus Tormählen
Börnsen




*Wochenend Anzeiger im
KURT VIEBRANZ VERLAG (GmbH & Co. KG)
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